Wie der Indexfonds an die Börse kam
Von der Nischenidee zum Anlegerliebling: Entdecke mit uns wie Exchange Traded Funds (ETF) in gut 35 Jahren den Aktienmarkt grundlegendend revolutioniert haben und welche Rolle eine Praxis aus dem Rohstoffhandel dabei gespielt hat.

Der Mann hinter den ETFs
Jack C. Bogle hat die Indexfonds erfunden und im Zusammenhang mit der
die Idee geprägt, dass Fondsmanager nur in den seltensten Fällen langfristig bessere Investitionsentscheidungen treffen als der Gesamtmarkt. Dies gilt heute als das 1mal1 jedes Vortrags oder Artikels zum Thema .Wer war Nathan Most?
Aber hast Du schon mal von Nathan Most gehört? Nein? Das ist keine Schande - Mir war der Name und was er mit der Erfindung der Exchange Traded Funds (ETF) zu tun hat, auch kein Begriff. Für die Art, wie der Handel mit ETFs heute stattfindet und dass er vor allem für Börsen, Broker und Neobroker ein sehr einträgliches Geschäft ist, dürfte Most eine sehr bedeutende Rolle gespielt haben. Vielleicht hätte es die ETFs ohne ihn auch garnicht gegeben.
Nathan Most (1914 - 2004) war ein US-amerikanischer Physiker und U-Boot-Fahrer während des Zweiten Weltkriegs. Nach weiteren Karriereabschnitten im Vertrieb von Speiseöl wurde Most 1974 Leiter einer amerikanischen Rohstoffbörse, wo er vor allem mit dem Ölgeschäft befasst war.
Was hat das alles mit den ETF zu tun?
Die Idee von breit gestreuten, im Vergleich zu Einzeltiteln schwankungsarmen Portfolios, die den Gesamtmarkt abdecken ,existierte damals bereits. Sie geht auf die bahnbrechenden Arbeiten zur Portfoliotheorie von Markowitz aus den 1950er Jahren zurück. Allerdings fanden diese Produkte in der Praxis wenig Anklang bei den Anlegern. Anders als heute bestand keine Möglichkeit einen Indexfond direkt an einer Börse zu handeln. Anleger die damals in einen Indexfond investieren wollten, konnten dies nur über Fondsgesellschaften, beispielsweise die von Jack C. Bogle tun.
Nachdem der Aktiencrash des Jahres 1987 die US-amerikanischen Anleger schwer getroffen hatte ließ das Interesse am Aktienhandel temporär deutlich nach, was mit Umsatzeinbußen der Börsen einherging. Als Leiter der später von der NYSE gekauften AMEX hatte Nathan Most daher ein ureigenes Interesse, eine Möglichkeit zu finden, wieder mehr Anleger auf da Börsenparkett zu bringen.
Mit den Indexfonds kommt Bogle ins Spiel
Pionier und Emittent des 1. Indexfonds - einem Fonds der den Verlauf des S&P 500 exakt nachbilden sollte, war die von Jack Bogle und Burton Malkiel gegründet US-amerikanische Fondsgesellschaft Vanguard. Ziel war es, der breiten Masse von Anlegern möglichst kostengünstige Indexfonds anzubieten. Gelingen sollte dies durch den Verzicht eines aufwendigen Marketings und großer Provisionen für Mittelsmänner, durch den Direktvertrieb an private und institutionelle Anleger. Dieser Umstand brachte Bogle und Most im Jahr 1992 zusammen. Bogle zufolge besuchte Most ihn in seinem Büro in Valley Forge und bot ihm "... einen Entwurf für ein neues "Produkt" an, mit dem Anteile des Vanguard 500 Index Fund während des gesamten Markttages sofort gehandelt werden könnten. Obwohl sich beide bei einem Treffen sympathisch gewesen sein müssen, stand Bogle der Idee jederzeit handelbarer Indexfonds skeptisch gegenüber. Er befürchtete, dass sich die Anleger von kurzen Schwankungen mitreißen ließen und zu früh oder zu oft verkaufen und dabei einerseits "Rendite auf dem Tisch" liegen lassen würden und gleichzeitig dies zu einer schlechteren Performance des Indexfonds führen könnte.
Letztlich lag mit Bogle einem Teil dieser Ansicht richtig, da viele Anleger tatsächlich als Reaktion auf kurzfristige Marktschwankungen in einen "Trading-Modus" verfallen und auch ETFs viel zu oft wiederverkauft werden. Aus der Sicht eines Brokers stellt dies heute allerdings kein Problem dar - verdient die Börse doch mit jedem gehandelten Produkt mit.
Wie Most das Kostenproblem gelöst hat
Die Kostenfrage war ein zentrales Element warum aus der Kooperation von Bogle und Most letztlich nichts wurde. Interessant ist allerdings wie sich Most diesem Problem gewidmet hat. Hier konnte er auf seine Erfahrung aus dem Rohstoffgeschäft, genauer gesagt dem Ölhandel zurückgreifen.
Als physisches Gut erwirbt man mit dem Kauf eines Ölfasses nicht automatisch auch die Lieferung desselben, da die Lagerung und auch der Transport aufwendig und teuer sind. Stattdessen gibt es zentrale Lager und der Besitzwechsel wird lediglich schriftlich festgehalten. Diese Idee übertrug Most auf den Fondsmarkt. Auch heute gibt es extra Verwahrstellen bei denen die Aktien, die durch den Kauf eines Indexfonds in Deinen Besitz gelangen, physisch hinterlegt sind. Zusammen mit dem Vermögensverawalter State Street realisierte Most dann einen ersten Exchange Traded Fund oder auch ETF auf den S&P 500. Nach langem warten auf die Genehmigung der Regulierungsbehörden der US-amerikanischen Börsenaufsicht brachte State Street am 22. Januar 1993 den „Standard & Poor’s Depositary Receipt“ an den Markt.
Bereits an ihrem ersten Börsentag wurde Mosts Erfindung gleich eine Million Mal gehandelt. Heute sind in etwa 10 Billionen US-Dollar weltweit in ETF investiert.